Donnerstag, 17. November 2016
Hunger
Völlerei ist Sünde!
Doch der Mensch muss essen, um zu überleben, oder nicht?
In der heutigen Welt ist das so nicht ganz richtig. Aber wo fange ich an, damit ihr versteht?
Ich möchte euch meine Geschichte erzählen, damit ihr das Leben in der Zukunft besser schätzt – JEDES Leben. Ich möchte euch diese Geschichte erzählen, damit ihr die Fehler der Vergangenheit nicht wieder macht. Die Natur hat uns für unsere Sünden bestraft, nächstes Mal tötet sie uns vielleicht. So wie wir getötet haben, die Schöpfung mit Füßen getreten haben.
Des Menschen Handeln und Streben wird von seinen ureigenen Bedürfnissen geleitet. Liebe, Interaktion, Kommunikation, Nahrung… Und die Ernährung steht über allen anderen Bedürfnissen. Wie ihr euren Geschichtsbüchern entnehmen könnt, war die Erde des 21. Jahrhunderts eine konsumgeprägte Welt. Die Menschen definierten ihren Reichtum nicht mehr nur über materiellen Besitz. Nahrung wurde vom Mittel zur Lebenserhaltung zum Statussymbol der gesellschaftlichen Schichten.
Da gab es jene, die aßen zu viel, zu schnell und unausgewogen. Dann gab es die, die aßen um zu essen, ohne Bedacht auf ihr Essen. Und dann gab es noch jene, die aßen so wenig wie möglich, selten und manchmal auch skurrile Sachen, um Kalorien zu sparen. Während die Menschen in arm und reich aufgeteilt wurden, klassifizierte man sie auch in dick und dünn. Gesellschaftliches Ansehen definierte man über finanziellen und materiellen Reichtum, beruflichen und sozialen Erfolg, sowie dem idealen – von der der Medienwelt vorgegebenen – Körperbau. Und um allen Ansprüchen gerecht zu werden, steckte man immer mehr Zeit und Mühen in die Umsetzung dieser definierten Perfektion. Forschung und Industrie richteten sich nach dem Wandel zivilisationistischer Ideale. Der Zeitdruck des modernen Seins ließ aus dem Bedürfnis nach Nahrung das Bedürfnis erwachsen, sich gegen dieses Bedürfnis zu wehren. Das Verlangen nach Essen kam einer Krankheit gleich, das mit Medikamenten bekämpft werden musste. Neben Appetit – und Hungergefühlzüglern überschwemmten manipulierte, angepasste und genveränderte Lebensmittel das Angebot auf dem Markt. Kalorienarm, nährstoffreich und schnell zu verzehren sollte es sein. Mit dem Fortschritt in der Technik fand Verzehr und Genuss bald häufig nur noch im Kopf statt – holographic footing genannt. Doch mit der Manipulation unseres Essens kamen die Krankheiten und mit den Krankheiten die Angst vor den Krankheiten. Menschen, die gar nicht lactose- oder fructoseintollerant waren, ernährten sich dennoch lactose – und fructosefrei – einfach weil es jeder tat und die Medienwelt suggerierte, dass jene Inhaltsstoffe schlecht für sie seien.
Die Evolution rächte sich am Menschen für seine primitive Sichtweise auf das Idealbild des Menschen. Im Jahr 2095 wird die Menschheit vom Aussterben bedroht. Es ist keine Naturkatastrophe und kein Kriegsgeschehen, das in diesen Tagen so viele Menschen dahinrafft. Es sind Zivilisationskrankheiten wie koronare Herzleiden, Stoffwechselstörungen und Lebensmittelunverträglichkeiten, die die durchschnittliche Lebenserwartung des Homo sapiens sapiens auf 40 Jahre herunterreguliert hat. Grund dafür ist ein Überangebot an nährstoffarmem, ungesundem Essen und der moderne, bewegungsarme Lebensstil. Während die Probleme längst nicht mehr verkannt werden, steht eine mafiöse Lebensmittelindustrie der Umkehrung dieses Prozesses im Weg. Und auch die Medizin kann die fatalen Auswirkungen nicht mehr stoppen.
Im Laufe der Jahre hatte sich der menschliche Körper versucht, an die drastischen Einwirkungen in die natürlichen Gesetze der menschlichen Biologie anzupassen. Über Generationen hinweg bildeten sich zwei Formen der Nahrungsaufnahme heraus. Jene, deren Vorfahren künstliche Lebensmittel im Überfluss zu sich nahmen, sind nun nicht mehr im Stande Nährstoffe adäquat zu verwerten und somit auf Nährstoffmedikamente über eine Sonde angewiesen. Bei denen, deren Urgroßeltern und Großeltern sich in die virtuelle Welt flüchteten und im realen Leben ganz auf feste Nahrung verzichteten, indem sie Nahrungsmittelpräparate nahmen, resultierte eine evolutionär bedingte Verkümmerung des Verdauungstraktes, dass es den Betroffenen unmöglich macht, überhaupt zu essen. Die Menschen bewegen sich somit in einem schleichenden Prozess auf ein unausweichliches Ende zu. Nahrung gibt es nun im Überfluss, aber essen kann fast niemand mehr. Auf der Erde herrscht ein globaler Krieg, im Zentrum dieses Krieges steht der Kampf um synthetische Nahrungsinjektionen und Betäubungsmittel, die das Hungergefühl lahmlegen. Arbeitslosigkeit und Verarmung sorgen für Kriminalität unter der Bevölkerung im Kampf um das kostbare Gut der flüssigen Nährstoffe.

45 Jahre zuvor entdeckte eine kleine Forschergruppe um den Biologen Nicklaus Carlson das Gen, welches Tumore schneller wachsen, Immunsysteme bei harmlosen Erkältungen zusammenbrechen und Medikamente gegen Epidemien unwirksam werden lässt. Carlson findet heraus, dass die Aktivierung dieses Gens durch die Ernährung des Menschen gesteuert wird. Daraus resultiert eine verheerende Mutation, die das Ende der Menschheit bedeuten könnte. Er und seine Forscherkollegen starten ein Pilotprojekt im Verborgenen, um den genetischen Code des Menschen umzuprogrammieren, bevor es zu spät ist.

Mein Name ist Mia Carlson, ich gehöre einer kleinen Minderheit an, die sich auf dem Kontinent Afrika hinter starken Stahlmauern einer kleinen Stadt verschanzt hat. Hier leben die letzten Menschen, deren genetischen Anlagen es zulassen, feste Nahrung zu verdauen. Das Projekt meines Großvaters sah es vor, Menschen nach Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten und genetischen Faktoren auszusuchen und einer strengen, naturbelassenen Lebensweise zu unterziehen. In der Hoffnung, den genetischen Supergau der Industrialisierung des 21. Jhd. rückgängig machen zu können, kapselte sich der Kreis an Auserwählten vom Rest der Bevölkerung ab und brachte eine unabhängige Generation an Menschen hervor. Wir sind der Beweis, dass der erbliche Sterblichkeitsfaktor umgekehrt werden kann, sodass man hofft, in einer weiteren Generation das tödliche Gen inaktiviert zu haben. Wenn die Menschheit bereit ist, zur ihren Wurzeln einer naturnahen Lebensweise zurückzukehren, gibt es eine reelle Chance, das menschliche Dasein auf der Erde zu retten.
Doch die Nährstoffmafia ist lediglich an ihrem Profit durch die Sondenernährung, auf die mittlerweile 98% der Weltbevölkerung angewiesen ist, aus und sieht in uns gesunden Menschen eine Art Superwaffe, die das Geschäft mit dem Nährstoffhandel gefährdet, sollte es publik werden, dass es uns gibt. Sie machen Jagd auf uns, wenn wir unsere schützenden Mauern verlassen, um die Menschen jenseits der Stadt aufzuklären, dass wir einen Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit gefunden haben.
Manche von uns sagen, dass wir unser Leben nicht weiter riskieren sollten, indem wir nach draußen gehen, um das Wort der Natürlichen – wie uns die Mafia nennt – zu verbreiten.
Ich sage, dass es das Risiko allemal wert ist. Ich kämpfe für ein lebenswertes Leben außerhalb der Stadt, Tag für Tag, dass sich die nächste Generation an Natürlichen nicht mehr hinter Mauern verstecken muss.

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Freitag, 28. Oktober 2016
Die Zeit neuer und alter Helden
Da steht die Welt Kopf und ich auf meinen Füßen. Oder ist es nicht die Welt, die es gedreht hat, aber Meiner Selbst?
Von Zeit zu Zeit überkommt mich die Panik des Seins, es ist doch verrückt, was ich da versuche.
Die Zeit hat sich so unheimlich beschleunigt und doch tickt die Uhr im selben Takt, wie von Anbeginn.
Ich bin mittendrin im Leben, das ist es wohl, dass mich erschrocken aufspringen lässt.
Mein anderes Leben, das der Vergangenheit angehört, war ein Marathon, der nicht enden wollte. Ein Marathon, der mir die Sinne raubte. Eine schier endlose Strecke, deren Ziel nicht näher kommen wollte, auf der ich förmlich auf der Stelle trat und ich nicht voran kam.
Nun renne ich mit einem Angst - einflösenden Tempo Etappe für Etappe und sehe die km nur so schwinden, ohne es zu wagen, in der Ferne das Ziel zu suchen, aus Furcht, es möge zu schnell in Sicht kommen.
Meine Träume werden Realität - etwas beängstigenderes habe ich wohl noch nie erlebt. Versagen und Sieg liegen so nahe beieinander wie nie zuvor. Ich bin in der Zukunft angekommen und so sehr ich auf darauf hingearbeitet habe, sehne ich mich nun meinen Träumereien der Kindheitstage zurück. Nun bin ich erwachsen, wollte es doch so lange sein. Könnt ich noch einmal tauschen mit meinem 14 jährigen Ebenbild, einer Welt mit tausend Karrieren und phantasiereichen Vorstellungen von Karriere und Heldentaten.
Ich bin jung, so jung - sagt man so oft.
Ich habe Zeit, so viel Zeit - beteuern sie alle.
Doch ich sehe den Zeiger rennen und ich renne ihm hinterher, will ihn überholen, nur einen kleinen Vorsprung haben.
Ich habe keine Angst, etwas zu verpassen. Es ist mir gleich, wo die Anderen stehen. Aber wo stehe ich? Und wo will ich hin?
Ich weiß, wo ich hin will, aber wie komme ich da hin?
Ich weiß, wie ich da hin komme, aber was erwartet mich auf dem Weg?
Im Grunde habe ich keinen Grund, getrieben zu sein und doch fühle ich mich getrieben. Denn hinter mir ist nun eine neue Generation aufstrebender Träumer. Und auch sie wollen Helden sein.

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Dienstag, 1. September 2015
Die, die bleiben
In Zeiten größter Not kommt das wahrhaft schlechte im Menschen zum Vorschein.
Die Menschen kämpfen in diesen Tagen weniger um ihr Leben, als um die Umstände, für die es sich zu leben lohnt. Die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und die Aussicht auf eine friedliche Zukunft lässt sie ihre Heimat aufgeben und ins Unbekannte aufbrechen. Sie nehmen jede Strapaze auf sich, um dem Leid und der Aussichtslosigkeit ihrer Herkunft zu entfliehen. Und auf ihrem Weg in die sicheren Häfen der westlichen Staaten müssen sie erneut Feindseligkeit trotzen.
Hier mögen ihre Feinde in der Minderheit sein, doch die Stimmen der Fremdenfeindlichkeit sind laut, auch wenn die Willkommensrufe hilfsbereiter Stimmen voller Inbrunst entgegenstehen.
Ein Krieg am anderen Ende der Welt spaltet ein Land in zwei Lager. Was in diesen tagen auf den Straßen vor sich geht kann man einen Bürgerkrieg nennen. Während Ressourcen und helfende Hände unter den Strapazen der zuströmenden Massen ächzen, zeigt die dunkle Seite des Menschen, wie lebensverneinend das irdische Wesen in Tagen größter Not sein kann. Dabei sollten wir doch in solch einer Situation zusammenwachsen. Wenn wir keine Zeit und Energie in Diskussionen über zu errichtende Grenzen, zu bekämpfende Flüchtlingsgegner und zu verteilendes Recht verschwenden würden, wie viel mehr könnten wir dann helfen?
Und überhaupt ist mir heute noch ein ganz anderer Gedanke gekommen.
Alle Augen sind in diesen Tagen auf das Leid der Flüchtlinge gerichtet. Wie es ihnen auf ihrer Reise zu uns geht und wie es ihnen dann geht, wenn sie bei uns angekommen sind. Ich frage mich, wie geht es denen, die nicht flüchten?
Ist bei all dem Mitgefühl für die Flüchtlinge, die zu uns kommen, noch etwas für die übrig, die sich dafür entschieden haben, zu bleiben? Sind sie nicht genauso tapfer? Was wird aus Jenen, die ihrer Heimat nicht den Rücken kehren?
Das hier geht also an all die, die bleiben. Auch ihr seid nicht alleine!

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